Äußerst wohlmeinende Ratschläge über die Techniken der Malerei und der bildenden Künste/
so der Autor bey seiner Praxis notieret und dem geneigten Publikume / so im Internet sich herumtreibet, nicht will vorenthalten:
Wider das Terpentin:
für bessere Lösungsmittel in der Malerei.
Terpentin ("Balsamterpentin) ist ein Destillat aus den Harzausflüssen (Balsam) verschiedener Koniferenarten, hauptsächlich von Kiefern. Hauptbestandteil des Terpentinöls ist das Terpen Pinen. Obwohl ein "Naturstoff", muß Terpentinöl als sehr bedenklicher Arbeitstoff eingeordnet werden. Es ist stark hautreizend, kann heftige Alergien und Ekzeme auslösen (und damit eventuell bei Dauereinweirkung krebserregend?), und kann außerdem - wenn in größeren Mengen dauernd aufgenommen- zu Nervenschäden führen.
Denkbar gute Alternativen zu Terpentinöl sind die sogenannten "Testbenzine", das sind sehr saubere, langsamflüchtige, hochsiedende Erdöldestillate, die weitaus weniger toxikologisch bedenklich sind als Terpentinöl. Es gibt aromatenhaltige, aromatenarmne uznd aromatenfreie Testbenzine.
Als Verdünnungsmittel in der Ölmalerei empfielt sich ganzbesonders das "Shellsol T" oder auch Shellsol D70, da diese Produkte aromatenfrei und damit besonders "ungiftig" ist (Hersteller: Wie der Name schon sagt, die Firma Shell. Vertrieb über: Kremer-Pigmente
Sollen Harze gelöst werden, muß man meistens doch aromatenhaltige Testbenzine verwenden, hier empfielt sich beispielsweise Shellsol A.
Keinesfalls Benzin von der Tankstelle verwenden ! Tankstellenbenzin enthält größere Mengen Benzol, das hochgradig krebserzeugend und giftig ist.
Nitroverdünner, "Terpentinersatz" Wund-oder Waschbenzine sind in der Regel für die Ölmalerei ebenfalls weniger geeignet, weil sie zu schnell verdunsten.
Ein natürliches Ersatzprodukt für Terpentinöl sind die sogenannten "Orangenterpene", wie sie heute als biologische Lackvertdünner angeboten werden. Auch diese reizen die Haut, sind jedoch nicht so gesundheitsschädlich wie das Terpentinöl.
Malmittel für Ölmalerei
Grundsätzlich ist Öl das klassische Bindemittel in der Ölmalerei.Zusätze von Natur- oder Kunstharzen sind eine Neuerung des 19./20. Jahrhunderts. Harze inMalmitteln empfehlen sich nicht unbedingt, sie machen bei falscher Dosierung die Malschichten klebrig, bei zu hoher Dosierung werden die Malschichten anlösbar.
Ein bewährtes Rezept für ein zügig trocknendes Malmittel gebe ich hier:
Shellsol T 59 Teile
Lackleinöl 40 Teile
Siccativ 01 Teil
Will man das Malmittel schneller trocknen lassen, so kann man die Siccativmenge erhöhen (max. 2%), will man ein langsam trocknenderes, so läßt man das Siccativ weg.
Die Rezeptur ist toxikologisch völlig unbedenklich, wenn amn das Siccativ wegläßt. Das Siccativ enthält Blei, kann aber nur dann die Gesundheit gefährden, , wenn man das Material einnimmt. Die Lösungsmitteldämpfe sind nach dem bisherigen Wissensstand unbedenklich. Es gibt auch bleifreie Siccative (Hersteller: Rhone-Poulenc), aber ich habe keinen Anbieter gefunden, der Kleinmengen verkauft.
Bezugsquelle der obigen Rohstoffe: Kremer-Pigmente, Farbmühle, Aichstetten. Tel: 07565/1011, Fax: 07565/1606
Shellsol T Best.Nr. 70460, 1 liter 9,50 DM
Lackleinöl: Best.Nr. 73300, 1 liter 11,- DM
Siccativ: Best. Nr. 78400, 250 ml 11,- DM
(Alles Nettopreise 1997/98, dazu kommt noch Versand und Mehrwertsteuer )
Bei der oben angegebenen Rezeptur kommt man somit auf einen Literpreis von ca. 12,- DM.
Ein guter Gemäldefirnis
terpentinölfrei, toxikologisch unbedenklich, alterungs- und gilbungsbeständig.
Gemäldefirnisse bestanden in der Vergangenheit fast ausschließlich aus Lösungen von Naturharzen (Mastix, Dammar) in organischen Lösemitteln, meistens Terpentinöl. Derartige Harzfirnisse neigen mehr oder weniger stark zum gilben, insbesondere Mastixfirnis, aber auch Dammarharz gilbt etwas. Die Lösemittel, meistens Terpentinöl, stellen ein nicht zu vernachlässigendes Gesundheitsrisiko dar.
Die Probleme lassen sich heutzutage mit modernen Reinacrylaten, gelöst nichttoxischen Lösungsmitteln, gut umgehen.
Ein Rezept für einen guten Gemäldefirnis will ich hier geben:
Paraloid B72 | 15 Teile |
Dowanol PM (Propylenglykolmethylether) | 85 Teile |
Das Acrylharz in der Kälte langsam im Dowanol lösen (dauert etwa 1-2 Tage, zwischendurch gut umrühren).
Ergibt einen glasklaren, völlig farblosen Firnis, der sich als Schlußfirnis in Ölmalerei sehr gut eignet. Trocknet glatt und mittelstark glänzend auf.
Das verwendete Acrylharz Paraloid B72 gilt als eines der alterungsbeständigsten Kunstharze. Es handeltsich um Poly-ethylmethacrylat, verwandt mit Plexiglas. Es neigt praktisch überhaupt nicht zum Vergilben und ist auch nach längerer Zeit wieder anlösbar. Es wird daher schon seit Jahrzehnten in der Restaurierung verwendet.
Bezugsquelle der obigen Rohstoffe: Kremer-Pigmente, Farbmühle, Aichstetten. Tel: 07565/1011, Fax: 07565/1606
Paraloid B72: Best.Nr. 67400, 100 g 4,- DM
Dowanol: Best.Nr. 70920, 1 liter 10,- DM
(Alles Nettopreise 1997/98, dazu kommt noch Versand und Mehrwertsteuer )
Bei der oben angegebenen Rezeptur kommt man damit auf einen Literpreis von ca. 12,- DM, die Selbstherstellung eines solchen Firnis lohnt sich also, wenn man viel verbraucht.
Wider das "Latex-Bindemittel"
Viele Maler benutzen das sogenannte "Latex-Bindemittel", das sie meistens billig auf Baumärkten erstehen, als Pigmentbinder. Der Name "Latex" suggeriert dabei, es handle sich um ein Naturprodukt (Milchsaft vom Gummibaum), was aber keineswegs zutrifft.
Vielmehr handelt es sich in den meisten Fällen um "PVAC"-Dispersion, wobei es sich um eine milchartige feine Verteilung des Kunststoffs Polyvinylacetat in Wasser handelt. Beim Eintrocknen verschmelzen die Kunststoffpartikelchen miteinander zu einem elastischen Film. Die maltechnischen Eigenschaften dieses Dispersionsbinders sind zunächst auch nicht schlecht, wenn man von der etwas "langen", fadenziehenden Konsistenz des Materials einmal absieht. Die Dispersionen sind wasserverdünnbar (also lassen sich Lösungsmittel vermeiden) und trocknen wasserunlöslich auf (damit auch schichtenweises Arbeiten gut möglich), außerdem sind sie elastisch und trocknen spannungsfrei auf (damit auch keine Rißbildung).
Aber: Vorsicht vor diesem Material, denn es ist nicht alterungsbeständig ! Polyvinylacetat neigt stark zum Gilben, auch läßt die Bindefähigkeit mit der Alterung nach. Wie ich mich selber an etwa 5 Jahre alten "Latex"-Dosen überzeugen konnte, verkommt das Material zu dunkelbraunen Massen. Zu Anstrichzwecken mag das ja auch noch angehen, aber sollen Kunstwerke nicht länger halten als ein Wohnungsanstrich ?
Alternative: Reinacrylat - Dispersionen. Diese haben die gleichen Eigenschaften wie die PVAC-Dispersionen, die Reinacrylate gelten aber als alterungsstabil. Reinacrylat-Dispersionen werden auch bei der industriellen Herstellung von Künstler-Acrylfarben als Bindemittel verwendet. Besonders zu empfehlen: Mowilith DM 771 (Hersteller: Hoechst AG, Bezug über Kremer-Pigmente oder (faßweise) Firma Ter Hell & Co, 40699 Erkrath). Dieser Pigmentbinder ist recht dickflüssig, hat ein gutes Pigmentbindevermögen und zieht nicht so unangenehm Fäden wie die oben bezeichenten "Latex" -Produkte.
Gute Acrylfarben zu machen sowie einige
Rezepturen für Acryl-Bindemittel.
die folgenden Rezepturen basieren auf sogenannter Reinacrylatdispersion. Vorteil dieser Dispersionen sind die hohe Alterungsstabilität, die Flexibilität der Malschichten und Rißfestigkeit. Reinacrylatdispersion gilbt praktisch nicht. Mit Verdickern lassen sich "kurze" Malgele (Malbutter) erhalten.
Zunächst will ich hier zwei Rezepturen für bewährte Bindemittel vorstellen:
Bindemittel 1
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99 |
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01 |
gut durchschütteln. Dickflüssiges Universalbindemittel für Acrylfarben.
Bindemittel 2
(Acryl-Malbutter und Universal-Binderpaste)
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97 |
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01 |
gut durchschütteln. Dann der Reihe nach zusetzen und gut umrühren:
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01 |
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01 |
Man muß solange durchrühren und spachteln, bis eine homogene, buttrige Paste entstanden ist.
Sicherheitshinweis:
25%iger Ammoniak wirkt ätzend, insbesondere
nicht in Augen und Schleimhäute bringen und nicht verschlucken.
IUm Falle eines Unfalles sofort mit viel Wasser spülen und Arzt
rufen.
In verdünnter Form (in den Farben) ist Ammoniak unbedenklich.
Ammoniak stinkt etwas, ist aber ungiftig, das Einatmen also
ungefährlich..
Herstellung von Acrylfarben und das Binden der Pigmente.
Die fein geriebenen Pigmente werden mit wenig Wasser zu einer steifen, homogenen Paste verrieben.
Als Hilfsmittel dazu dienen Mörser und/oder Glasplatte mit Läufer.
Die fertige Paste wird mit Acrylbinder versetzt.
Art und Menge des Acrylbinders richten sich nach den gewünschten Eigenschaften der Farbe.
Wenig Binder (nicht unter 20% bezogen auf Farbpaste) macht die Farbe matt, aber auch spröde (etwa wie Leimfarbe). Die Pigmente wirken dann in ihrem ursprünglichen, trockenem Erscheinungsbild.
Viel Acrylbinder (z.B. 2-3 Teile Binder, ein Teil Pigmentpaste) läßt klassische "Acrylfarben" entstehen. Lasurpigmente entfalten dann ihre Lasurwirkung, die Farben werden "satter", Ölfarbenähnlich. Verwendet man zum Binden die "Acrylmalbutter" (rezept s. Oben) so lassen sich gute, pastenförmige Farben herstellen (wie die "Tubenfarben" der Künstlerfarbenhersteller).
Die mit viel Binder hergestellten Farben sind flexibel und reißen auch bei dickem Farbauftrag nicht.
Den pastenförmigen Binder sollten man auch einsetzen, wenn man grobe , sandartige Pigmente binden will, denn der strukturviskose Binder verhindert das Absetzen der groben Teilchen.
Bezugsquelle der obigen Rohstoffe: Kremer-Pigmente, Farbmühle, Aichstetten. Tel: 07565/1011, Fax: 07565/1606
Mowilith DM 771: Best.Nr. 75000, 1 liter DM 18,50
Texanol: Best.Nr. 78100, 250 ml 9,50,- DM
Verdicker ASE 60: Best.Nr. 76900, 250 ml DM 7,50
Salmiakgeist: Apotheke, Chemikalienhandel oder Kremer Best. 64700, 250 ml DM 6,-
(Alles Nettopreise 1997/98, dazu kommt noch Versand und Mehrwertsteuer )
Ein gelartiges Farbenbindemittel
auf Naturstoffbasis
10 Teile Gelatine oder Knochenleim mit ca.
10 Teilen Wasser quellen lassen.
10 Teile flüssigen Honig und ca.
10-20 Teile Rübenzucker (Saccharose) zusetzen.
Auf dem Wasserbad erwärmen, bis Mischung homogen geschmolzen ist.
Die Mischung muß warm verarbeitet werden. Das Material kann mit Pigmenten versetzt und warm aufgetragen werden (ähnlich wie Leimfarben, die aber nicht pastos aufgetragen werden können).
Die sehr stark fadenziehende Masse kann in fast beliebigen Schichten aufgetragen werden. Geliert zunächst nach dem Auftragen zu einer klebrigen Masse. Trocknet durch Verlust des Wassers, wobei sie ihre Klebrigkeit verliert und zu einer glasartigen, transparenten und noch etwas elastischen Masse erhärtet.
Nachteile:
Bleibt wasserlöslich,
ggf. auch empfindlich gegen extreme Luftfeuchtigkeitsschwankungen.
Alterungsverhalten noch ungeklärt.
Wider die teuren Leinwände und Keilrahmen
Immernoch pflegt ein nicht unerheblicher Teil der Maler auf Leinwänden mit Keilrahmen zu arbeiten.
Warum ? Hier scheinen historische Gründe vorzuliegen. Denn als etwa zu Ende des 15 Jahrhunderts die Tafelmalerei immer größere Fornmate annahm, da mußte man sich vom klassischen Bildträger Holz abwenden, denn die Tafeln nahmen ungeheures Gewicht an und neigten immer wieder zum Reißen. Alternative dazu waren damals die aufgespannten Leinwände. Heute gibt es aber längst neue Alternativen, die eigentlich die Malerei auf Leinwänden obsolet machen. Besonders empfehlen will ich hier die Hartfaserplatte (Hartfaserplatte roh, 3 mm). Das Material ist etwas flexibel, reißt nicht und ist doch noch relativ leicht. Auch wenn sich die Platte beim Auftragen wäßriger Grundierung schon einmal leicht verzieht, läßt sie sich recht einfach zurückbiegen oder in eine starren Rahmen einpassen. Grundieren kann man das Material sowohl mit allen für Leinwand in Frage kommenden Grundiermassen. iund Techniken sowie allen klassischen Grundiertechniken für Holztafeln (z.B. Kreidegrund) Zu empfheklen ist die rauhe Rückseite (de meistens sogar eine Art "Leinwandstruktur" trägt), die glatte Seite nimmt den Grund weniger gut an.
Ein Mittel, um Photokopien auf jeden beliebigen saugenden Grund zu übertragen, auch auf Lithographie-Druckplatten, um davon zu drucken:
Nimm eine frische Kopie aus dem Photokopierer (Xerographie)
Lege diese mit dem Gesicht auf den Grund, auf den sie übertragen werden soll, nur daß der Grund saugfähig sein muß (Papier, Karton, Kreidegrund, Wand, was auch immer...)
Nimm dann Ethylacetat (das ist Essigsäureethylester) so man im Chemikalienhandel oder der Apotheke bekommt. Wisse, daß dieses Mittel sehr feuergefährlich ist und die Dämpfe sich leicht entzünden !
Nimm ein Schwämmchen oder ein Papiertuch, und befeuchte das nur ganz wenig mit dem Ethylacetat, und reibe damit von hinten auf die Kopie, wobei diese fest angedrückt wird. Sorge dafür, daß das Papier nur ganz leicht mit dem Mittel befeuchtet wird, sonst verläuft die Zeichnung.
Dann ziehe die Kopie ab, und Du hast den Abdruck auf Deinem Grund. Er sieht aus wie eine Lithographie und ist natürlich seitenverkehrt.
Man kann ihn mit beliebigen Techniken übermalen, so eignet sich dies Verfahren auch als Vorzeichnung für Ölmalerei, wenn man die Kopie auf einen Kreidegrund überträgt.
Besonders interessant ist, daß man die Xerographie auch auf eine Lithographieplatte übertragen kann. Man kann die Platte dann mit verd. Salzsäure anätzen, wie üblich mit fetter Farbe einwalzen und damit wie mit jeder gewöhnlichen Lithografieplatte drucken, soviel man will.