Sonderausstellung

(vormals chinesisches Lack-Cabinet)

Der Saal ist mit überaus reizenden chinesischen Lack-Arbeiten von oben bis unten tapezieret.

Heute aber ist darinnen die Sonder-Austellung untergebracht:

1. Juni bis 30. September 2000

(verlängerung möglich)

Memento Fayum 

enkaustische Malerei nach Art der Alten

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Achtung: hier wird keine Bügeleisen-Kunst gezeigt !

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Ein Gespenst geht um in den Bastelläden. Es ist das Gespenst der "encaustic". Zahnarztgattinen, Kindergarten-kinder und kreative Senioren sind der "encaustic"-Seuche erlegen. Kaum hat sich die Welt von den Wirrungen der Seidenmalerei erholt, da greifen Attentäter gegen den guten Geschmack zu Wachsstift und Bügeleisen, und malträtieren damit Unmengen wehrlosen Kartons mit ihren esoterisch verschwimmenden Farben. Selbst Seidenkravatten und T-Shirts sind den erbarmungslosen Angriffen von Bügeleisen und "encaustic-Pen" hilflos ausgeliefert. Versuche vereinzelter Idealisten, die Unesco zu einer völkerrechtlichen Ächtung der "encaustic" zu bewegen, sind bislang kläglich gescheitert. 

Dabei ist Enkaustik (mit k geschrieben, nicht mit "c") durchaus eine interessante Maltechnik. Es ist eines der ältesten belegten Techniken der Tafelmalerei, weitaus älter als die Ölmalerei. Ihre Wurzeln reichen bis in die klassische Antike zurück. Die Enkaustik ist eine Malerei mit Farben, die aus heißflüssigem Bienenwachs und Pigmenten bestehen.. Die Farben werden von einer beheizten Palette mit dem Pinsel auf den zimmerwarmen Malgrund (Holz, Leinwand etc.) aufgetragen. Dabei erstarren die Farben ziemlich schnell. Man kann sie anschließend mit einem spachtelartigen Gegenstand weiter bearbeiten, dabei entstehen die typischen Werkspuren. Diese Maltechnik hat also mit dem Bügeleisenkitsch überhaupt nichts zu tun. Die enkaustische Malerei war in der Antike die vorherrschende Technik für die Tafelmalerei, seit dem frühen Mittelalter ist sie leider in Vergessenheit geraten. Antike maltechnische Anleitungen oder gar Farbenrezepturen sind nicht mehr aus dieser Zeit erhalten, es lassen sich allerdings spärliche andeutungen bei Plinius und Vitruv finden. Es sind aber einige enkaustische Porträts erhalten, neben einigen frühchristlichen Ikonen sind das vor allem die sog. Mumienporträts des 1.-3. Jahrhunderts n. Chr. aus der Oase Fayum (Oberägypten).

Die hier gezeigten Bilder orientieren sich in ihrer Maltechnik an besagten Mumienporträts, sie sind das Ergebnis meiner Rekonstruktionsversuche zur der enkaustischen Maltechnik. Nachzulesen (mit Rezepturen) unter:

C.-H. Wunderlich
Enkaustische Maltechniken - Ein Versuch der Rekonstruktion anhand von Quellen
Restauro 2/2000, München, S. 110-115
oder: 

 C.-H. Wunderlich,
 "paulo oleo temperata" - ein versuch zu rekonstruktion enkaustischer  maltechniken
 Archäologische Berichte aus Sachsen-Anhalt 1998 / II
 Halle 1999, S.85-105
 (ISBN 3-910010-46-6)

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 was in die enkaustischen Farben außer Pigment und Bienenwachs noch hineingehört, erfahrt ihr ebenfalls in der angegebenen Literatur (und merkwürdigerweise nicht auf dieser  Webseite - schade.) 

 

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