Verfaßt zu Halle, Gut Gimritz 25, den 03.Juni 2004
-entstanden aus der Unlust heraus, Umzugskisten zu packen-
 
Mit Kommentaren von Marcus Pollio Vitruvius 1, 1. Jh. n.Ch.

Bauzeit: 2001-2004 ff.

 Parentibus Nostris Gratias Agimus Superstitionis Eis Causa.
 
 

 

 

"Des Architekten Wissen umfasst mehrfache wissenschaftliche und mannigfaltige elementare Kenntnisse. Seiner Prüfung und Beurteilung unterliegen alle Werke, die von den übrigen Künsten geschaffen werden. Dieses erwächst aus Handwerk und geistiger Arbeit"
(Vitruvius, Buch I, Kapitel I)

Auch der Bauunternehmer, die Prof. Schuh Securities, hat Vitruv gelesen. Folglich werden erst einmal mehrere Silos mit Intelligenz am Bau bereitgestellt. 

"Beim Bau .. wird es aber folgende Grundsätze geben: erstlich Auswahl eines gesunden Platzes. Dieser aber wird hoch liegen, frei von Nebel und Reif sein, weder nach den heißen noch nach den kalten Himmelsgegenden gerichtet; ferner wird der Platz gesund sein, wenn die Nachbarschaft von versumpftem Gelände gemieden wird.

(Vitruvius, Buch  I, Kapitel IV)

 

Die Neue Residenz dero Wunderlich befindet sich in einem Stallgebäude des historischen Gutes Gimritz. Dieses hinwiederum befindet sich inmitten einer grünen Insel des Saale-Flusses, inmitten der Stadt Halle.

(Luftbildansicht: Detailvergrößerung in 5 Stufen: begeben Sie sich mit Herrn Möllemann auf den Weg nach Gimritz. ..)

 

Bei Hochwasser reicht der Fluß bis in unseren Garten hinein. Das Bild zeigt das Anwesen beim Jahrhunderthochwasser 2002. Die Fenster reichen nach Norden und Süden.   

So oft für das Bewerten von gemeinsamen Mauern (Gemeinschaftseigentum) Gutachter bestellt werden, bewerten die Gutachter diese nicht so hoch, wie sie wert waren, als sie errichtet wurden, sondern ziehen als Preis für jedes Jahr 1/80 ab....und geben somit kund, dass die Mauern nicht länger als 80 Jahre stehen können. Bei Ziegelmauern aber wird, wenn sie lotrecht stehen, nichts abgezogen -sondern sie werden im Wert immer so eingeschätzt, den sie hatten, als sie einst gebaut wurden.
(Vitruvius Buch II, Kapitel VIII)

Das Stallgebäude, das die Ehel. Wunderlich mit anderen Mitkäufern teilen, ist natürlich Ziegelmauerwerk. Zu Beginn der Bauarbeiten 2002 hatte es also noch einen hohen Wert, obwohl es 1909 errichtet wurde.

 

Blick in den Innenraum, 2002. Der Raum wurde später - etwa entlang der Wandstreben- mit Wohnungstrennwänden geteilt. Diese bestehen heute aus einem in einer Art Opus incertum hochgezogenen Kalksandsteinmauerwerk, im Obergeschoß z.T. aus Gipspappe. Nach Vitruv wäre hier im Zeitraum von etwa 80 Jahren mit einem totalen Wertverlust zu rechnen... 

 

 "So kann der Verputz, vom Mauerwerk gelöst, wegen seiner geringen Dicke nicht für sich stehen, sondern er bricht und die Wände selbst, die sich von ungefähr setzen, werden schadhaft"
(Vitruv, Buch II, Kap. III)

 Selbe Ansicht wie oben, Juni 2004.
Die denkmalwerte Fassade ist nach neuem "Zeitgeschmack" verputzt worden. Ziegelarchitektur gilt heute nichts mehr. Der weisse Kasten dient zu Ihrer Orientierung. Der Autoren Anschrift: Gut Gimritz 25.  

 

Die Rückseite zum Park. Sieht zwar viel besser aus, aber lassen wir Vitruvius erst eine kritischen Blick darauf werfen....

 "Nachdem im Laufe der Zeit der Mörtel kraftlos geworden und durch die Porosität der Steine ausgetrocknet ist, setzen (die Wände) sich und zerfallen, weil die Verbindungen durch den Verfall der Fugen gelöst sind".
(Vitruv, Buch II, Kap. VIII) 

2004: Schwundrisse am Mauerwerk. Aber die Außenhaut wird durch die erlesensten Handwerker der Gimritzuer Bauhütte kontinuierlich erneuert. Viele bedeutende Bauwerke haben Gerüste, die immer rundum wandern......
 

Vom Innenausbau.

(Fertigstellung: 3.Juni 2004 nach dreijähriger Bauzeit, aber immerhin früher als die Außenhülle)
 

"Ferner muß man für Geldverleiher und Steuerpächter den Verhältnissen angemessene, ansehnliche und gegen Diebstahl gesicherte Wohnhäuser bauen, für Rechtsanwälte und Redner elegantere und geräumigere, damit in ihnen Zusammenkünfte stattfinden können.... außerdem Bibliotheken, Räume für Gemäldesammlungen und basilikaähnliche Hallen, die in ähnlichere Weise prunkvoll ausgestattet sind wie die staatlichen Gebäude, weil in den Häusern dieser Männer(sic!) öfter politische Beratungen abgehalten und Urteile und Entscheidungen gefällt werden....."

 

 Die Forderungen des alten Vitruv- für Bauherren wie Bauträger ein Problem. Einerseits gehören Bauherren eher zu den Kreditempfängern denn zu den Geldverleihern, sie sind Steuerzahler und nicht -Pächter. Dafür aber im Justiz- und sonstigem Staatsdienste tätig, und bemühen sich stets, eine herausragende politische Rolle in der Republik Gimritz einzunehmen,...

allerdings, wie auf  dem ganz linksstehendem Bilde, nicht gerade im Sinne der herrschenden Klasse. Die Differenz zwischen dem oberen und unteren Architekturentwurf  vermag die konzeptionellen Widersprüche deutlich hervorzuheben....

 

 

"Wohnzimmer" - hier werden die Sitzungend des revolutionären Landarbeiterrates Gimritz abgehalten, außerdem tagt hier die Gutsgerichtsbarkeit, wenn der Knallerbsenstrauch des Nachbarn ins Kraut schießt..

 

"Atelier" : es wird auch die berühmte Gemäldesammlung aufnehmen.

" Über die Anlage von Bädern
..
Die warmen und lauen Bäder aber sollen ihr Licht von Südwesten erhalten. Wenn aber die Beschaffenheit des Ortes dies nicht zuläßt, jedenfalls von Süden, weil die Badezeit vornehmlich von Mittags bis Abends festgesetzt ist....
Die hägenden Fußböden der heißen Bäder müssen so angelegt werden, daß zunächst aus Ziegelplatten  von 1 1/2 Fuß ein Bodenbelag gelegt wird...".

(Vitruvius, Buch V, Kapitel 10)

 

Das Bad. Das Fenster öffnet sich nach Norden, dafür ist es aber vorschriftsmäßig mit Ziegelplatten belegt... allerdings habe ich bei Vitruv das Zitat bei den Ziegelplatten abgebrochen, denn die sollten dort nur die Unterkonstruktion für eine Fußbodenheizung sein, darüber hätten noch Pfeiler von 8 Fuß gehört, darüber ein dicker Estrich, dann Marmorplatten. Aus dem Bad wäre ein Kriechboden geworden. Man kann es auch übertreiben, Herr Vitruv !

 

Eines der großzügig angelegten Bibliotheksräume. Nach Alexandria eine der bedeutendsten Bibliotheken von Gimritz mit Platz für über 30 Schriftrollen, die Gesamtausgabe des Gimritzer Boten  sowie einer Papyrusstaude von Ikea.

 

Das Schlafzimmer mit Blick auf die Gimritzer Sümpfe und ihren gesunden Ausdünstungen...

 ".. wenn so die Wände mit drei Schichten feinsandigen Mörtels und ebenso mit drei Schichten Marmormörtel gefestigt sind, werden sie weder Risse noch andere Beschädigungen bekommen können. Wenn aber der feste Putz noch verdichtet und mit feinem Marmormehl geschliffen ist, werden die Wände, wenn die Farben zugleich mit dem Putz aufgetragen werden, einen schimmernden Glanz zeigen "
(Vitruvius, Buch VII, Kapitel III)

 

 Putz und Malerarbeiten in der neuen Residenz, bevor Überarbeitung durch eine zweite Malerfirma erfolgen mußte.

"Über den Estrich sollen nach Schnur und Wasserwaage die Fußböden verlegt werden, aus verschiedenartig zugeschnittenen Platten oder Mosaik hergestellt..., dann sollen sie so abgeschliffen werden, daß, wenn es sich um Platten verschiedener Form handelt, keine Erhebungen an den Rauten oder Dreiecken oder Quadraten oder Sechsecken hervorstehen,.. wenn sie aber aus Mosaik hergestellt werden, daß die Würfel alle ihre Ecken ausgeglichen haben. Wenn nämlich die Ecken nicht eben sind, ist die Abschleifung nicht ordnungsgemäß durchgeführt.. 

Marmorfußboden, Ausführung: Fliesenleger R. Dunkelbeck, Halle. Er war einer von wenigen Handwerkern, die die Arbeiten ohne Beanstandung zur vollsten Zufriedenheit ausgeführt haben. Aber vielleicht hat er gemogelt und vorher Vitruv gelesen....  

 

 

 

Fußboden aus Archäolith: modernste Forschungsergebnisse aus dem VEB Baustoffchemie Gimritz kamen bei der Ausführung der Mosaikfußböden der Residenz erstmals großflächig zum Einsatz. Sie künden von der Überlegenheit der Gimritzer Bodenreform gegenüber den sklavenhalterischen Produktionsmethoden antiker Gesellschaften (Ausführung: H. Wunderlich). 

"Was nämlich die Alten mit mühevoller und sorgfältiger Arbeit durch Kunst zu erreichen suchten, das erreicht man jetzt durch Farben und deren schönes Aussehen.."

(Vitruv, Buch VII, Kapitel V)

Schmuckfußboden in der Empfangshalle. . Offenbar hat hier der Russe gehaust und sich im Boden mit irgendwelchem kyrillischen Gekrakel verewigt...